Von Tresoreinbrüchen bis zu spektakulären Raubzügen – in Filmen wirken Sicherheitsverstöße oft wie perfekt geplante und mühelos durchgeführte Operationen. Doch obwohl diese Szenen auf maximale Spannung ausgelegt sind, stellt sich häufig die Frage: Könnte das im echten Leben wirklich so passieren?
Um das besser einordnen zu können, haben wir drei Securitas Sicherheitsexpert*innen gebeten, uns ihre Einschätzung zu einigen bekannten Filmbeispiele zu geben:
-Lars Halldén leitet ein Team von Sicherheitsfachkräften in Stockholm und bringt über 22 Jahre Branchenerfahrung mit.
-Lisa Chow, Sicherheitsbeauftragte in Kalifornien, war in unterschiedlichsten Einrichtungen tätig und hat umfassende praktische Erfahrung – von Zugangskontrolle bis hin zum Einsatz bei Vorfällen.
-Martin Schlenz ist Sales Manager Expert bei Securitas Österreich. Als Experte für Sicherheitstechnologien weiß er genau, wie moderne Sicherheitslösungen in der Praxis funktionieren.
Gemeinsam werfen sie einen Blick darauf, wie realitätsnah Hollywoods Sicherheitsverletzungen wirklich sind:
Jurassic Park (1993): Der gestohlene Dinosaurierembryo
Die Szene: IT-Mitarbeiter Dennis Nedry (Wayne Knight) schaltet die Sicherheitssysteme des Jurassic Parks aus. Ohne Videoüberwachung betritt er das Kühlhaus und entwendet unbemerkt wertvolle Embryonen.
Plausibel?
Martin Schlenz: In einer realen Hochsicherheitsumgebung – etwa einem Biotech-Labor – gäbe es zahlreiche Schutzmechanismen, die genau das verhindern.
Mehrstufige Zugangssysteme, rollenbasierte Berechtigungen, Multi-Faktor-Authentifizierung und Systeme zur Verhaltensanalyse würden ungewöhnliche Zugriffe oder Änderungen sofort erkennen und Alarm schlagen. Außerdem überwachen externe Teams solche Anlagen rund um die Uhr. Jegliche Deaktivierung von Kameras, Türsteuerungen oder Zugriffe auf sensible Bereiche würde unmittelbar registriert und an geschultes Personal weitergeleitet.
Zusätzlich sorgen physische Maßnahmen wie Ausweiskontrollen, biometrischer Zugang, Videoüberwachung und Kontrollsysteme an den Ausgängen (z. B. Gewichtssensoren oder Objektverfolgung) dafür, dass niemand unbemerkt mit wertvollem Material das Gelände verlässt.
Kurz gesagt: Moderne Sicherheit basiert auf einem mehrschichtigen Schutzkonzept – bestehend aus Technik, Prozessen und menschlicher Aufmerksamkeit. Ein solcher Vorfall würde heute schon im Ansatz erkannt und gestoppt.
Criminal Squad (2018): Der Banküberfall unter Polizeibeobachtung
Die Szene: Eine bewaffnete Bande führt einen minutiös geplanten Bankraub durch. Trotz Sicherheitsvorkehrungen und Polizeiüberwachung gelingt der Coup mithilfe von Geiseln.
Plausibel?
Lisa Chow: Leider kommt es im echten Leben durchaus vor, dass Überfälle mit Gewalt oder Geiselnahmen einhergehen. Doch in der Szene gibt es Momente, die wenig realistisch wirken – zum Beispiel der Polizist, der direkt neben einem Werbeplakat steht und die Räuber erst bemerkt, als sie schon im Gebäude sind.
Im Alltag sind Sicherheitskräfte – gerade an gefährdeten Orten wie Banken – besonders aufmerksam. Große Glasfronten erlauben einen guten Überblick, und geschultes Personal erkennt auffälliges Verhalten sofort. Ein erfahrener Beamter hätte die Gruppe wahrscheinlich schon vor Betreten des Gebäudes bemerkt und Maßnahmen zur Deeskalation eingeleitet.
Mission Impossible (1996): Drahtseilakt im CIA-Tresor
Die Szene: Ethan Hunt (Tom Cruise) wird an einem Seil in ein streng gesichertes CIA-Archiv hinabgelassen. Ohne einen Ton oder Alarm auszulösen, gelingt ihm der Zugriff auf geheime Daten.
Plausibel?
Lars Halldén: Wie der Filmtitel schon andeutet – eine solche Mission wäre in der Realität nahezu unmöglich, vor allem bei heutigen Sicherheitsstandards.
Einrichtungen mit hochsensiblen Informationen arbeiten mit mehreren Schutzebenen: biometrischen Zutrittskontrollen, Bewegungssensoren, Druck- und Luftqualitätssensoren, permanenter Videoüberwachung und strikten Zutrittsprotokollen. Die Vorstellung, dass sich jemand lautlos und unbemerkt in einen solchen Raum abseilen und ein gesichertes Terminal bedienen kann, ist äußerst unrealistisch.
Das Vermächtnis der Tempelritter (2004)
Die Szene: Benjamin Gates (Nicolas Cage) und sein Team planen während einer Gala im Nationalarchiv den Diebstahl der Unabhängigkeitserklärung.
Plausibel?
Martin Schlenz: Die Unabhängigkeitserklärung gehört zu den am stärksten geschützten Dokumenten der Welt. Sie befindet sich in einem versiegelten Spezialbehälter und wird nachts in einen gesicherten Tresor abgesenkt. Sensoren überwachen permanent Druck, Temperatur und andere Umweltfaktoren. Zutritte sind nur über Multi-Faktor-Authentifizierung möglich – und das auch nur zu zweit.
Das Gebäude wird rund um die Uhr überwacht – sowohl vor Ort als auch remote. Verhaltenserkennungssysteme reagieren auf jede ungewöhnliche Bewegung oder Körpersprache. Gerade bei öffentlichen Veranstaltungen ist die Sicherheitspräsenz erhöht, nicht verringert – wie im Film suggeriert. Sicherheitskräfte, Patrouillen und kontrollierte Zugänge machen ein solches Vorhaben höchst unwahrscheinlich. Ein realer Versuch würde gleich mehrere Alarme auslösen – mit sofortiger Reaktion von Mensch und System.
Oceans 8 (2018): Juwelenraub auf der Met Gala
Die Szene: Während der Met Gala stiehlt ein Team die wertvollste Halskette der Welt – perfekt inszeniert und mit viel Ablenkung.
Plausibel?
Lars Halldén: Die Koordination des Teams ist beeindruckend und filmisch unterhaltsam – aber in der Realität kaum vorstellbar. Solche Großveranstaltungen haben ausgefeilte Sicherheitskonzepte. Neben dem Veranstaltungspersonal sind auch Sicherheitsdienste und teils Behörden eingebunden. Hochkarätige Gäste werden oft von Personenschützern begleitet. Diese Profis sind darauf trainiert, selbst kleinste Veränderungen in Verhalten oder Umgebung wahrzunehmen.
Wertgegenstände wie hochwertige Schmuckstücke sind bei solchen Anlässen in der Regel besonders geschützt – etwa durch manipulationssichere Verschlüsse, Annäherungssensoren oder GPS-Tracking.
Ein einziger wachsamer Sicherheitsmitarbeiter oder eine minimale Planabweichung hätte gereicht, um die gesamte Operation auffliegen zu lassen.
Fazit
Moderne Sicherheit basiert auf einem ganzheitlichen Konzept: Technische Systeme, klare Prozesse und gut geschultes Personal sorgen dafür, dass Gefahren erkannt und gestoppt werden – oft noch bevor sie entstehen. Auch wenn Hollywood ein anderes Bild zeigt – in der Realität haben Sicherheitsverletzungen selten eine Chance. Sie möchten wissen, wie moderne Sicherheitslösungen in der Praxis aussehen? Wir zeigen Ihnen, wie Sicherheit heute funktioniert – live, anschaulich und aus erster Hand.